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Gewalt. Jeder erlebt sie- jeder übt sie aus... eine provokante These

von Birgitta Klinkhammer

Neugierig strömen die Schüler der achten und neunten Klasse der Realschule Holzheim in die Mehrzweckhalle. Was hatte die Sozialarbeiterin Frau Tuitje angekündigt? Eine Podiumsdiskussion mit Menschen, die Gewalterfahrungen haben- als Opfer oder als Täter! Die Erwartungen sind vorsichtig gespannt.....

Aber dann geht es los. Fünf Menschen sitzen in einer Reihe vor dem Publikum und erzählen angeleitet von einem „Moderator“. - Ümit, der nette, türkischstämmige Deutsche, dessen syrischer Freund von fünf Deutschen rollstuhleif getreten wurde. Offen, direkt, emotional, er spricht in seiner Art die Schüler sofort an. Aber er sagt auch: „Bevor so ein Nazi zuschlagen wird, schlage ich zuerst“. - Nicole, die von der Schule flog, weil sie ein Mädchen lange schwer gemobbt hat, das schließlich aus dem Fenster sprang. „Das war doch nicht meine Schuld, wie kann die Mutter dieses fette Mädchens so aus dem Haus gehen lassen....?“

- Herr Baumann, der Mathelehrer, der bei einem Schüler ausflippte und ihn zu Boden schlug: „ Das tut mir heute echt leid, aber ich habe es nicht mehr ausgehalten, wie wenig respektvoll meine Schüler zu mir waren.“

- Kathrin, die einer Frau beisprang, die von zwei Männern Gewalt erlebte, und danach krankenhausreif geprügelt wurde: „Ich sage euch eins: Mischt euch nie ein!“

- Und schließlich der unsympathische Herr Lützek mit seinen Naziparolen: „Deutschland gehört uns, wie kann man Millionen ausgeben für Menschen, die nicht zu uns gehören und uns unser Land wegnehmen?“

Die verschiedenen Statements der Darsteller werden vom jugendlichen Publikum sofort aufgenommen, es gibt erste Zwischenrufe und Widerspruch, einige sind kurz davor aufzuspringen und nach vorne zu laufen. Aber inzwischen entspinnt sich vorne eine „Diskussion“ zwischen den Teilnehmern.... gegenseitige Vorwürfe, Angriffe und weitere Provokationen. Der Funke ist übergesprungen, alle sind mit dem Thema Gewalt beschäftigt.....

Geschickt entspannt der Moderator die Situation. Die Schüler können mit einem der fünf Personen persönlich sprechen und sie anschließend bewerten... Wie sympathisch ist die Person? Kann sie zwischen Gut und Böse unterscheiden? Welchen „Tipp“ würden wir ihr geben? Das bringt die Zuschauer in die Position der „Macher“ und beim Vorlesen der Bewertungen wird klar: Die Schülerinnen und Schüler haben sehr differenziert geurteilt und alle bekommen ehrlich ihr Fett weg. Das beruhigt die Gemüter. Und schließlich kommt die Aufklärung: Wir sind Schauspieler, das hier war Theater. Einige haben es schon geahnt, andere sind erleichtert, aber doch betroffen, wie sehr die Emotionen sie mitgerissen haben. So hat das Stück „Berichte über Gewalt“ ein großes Ziel erreicht. Jede/ jeder hat erlebt, wie hilflos Wut macht und wie schnell man selber möchte, dass z.B. der „Nazi eins aufs Maul kriegt“. Aber - das stellen „Ümit“ und alle anderen in ihrem Schlusstatement nochmal klar: Gewalt führt n i e zur Klärung und nie zum Umdenken. Sie ist und bleibt keine Lösung für unsere Konflikte. Wichtig ist zu erkennen, welche Ängste, welche Wut oder welche Unsicherheiten hinter meinen Gefühlen stecken, bevor ich loslaufe und andere „traktiere“, ob mit Worten oder mit Taten. Die Schauspieler des „Theatertill“ haben großartig agiert.

Das „Dokumentartheater (hat den) Unterschied zwischen Spiel und Wirklichkeit (...) aufgehoben. Der junge Zuschauer wird so provoziert, dass er nicht umhin kann, sich zu äußern, sich zu wehren, Partei zu ergreifen, Stellung zu beziehen (...)“ (Homepage des Jugendtheaters) – vor allem auch, weil alle Rollen auf wahren Begebenheiten beruhten. Diese Dramaturgie hat alle mitgerissen und auf dem Weg zurück zur Schule geht uns durch den Kopf, was die Schauspieler am Ende sehr ehrlich über sich selbst gesagt haben: Wir schauen natürlich nicht zu, wenn anderen Gewalt angetan wird, aber wir bringen uns nicht selber in Gefahr! Und wir alle tun anderen weh bzw. uns allen wird wehgetan, aber wichtig ist den Mut zu haben, offen und ehrlich über die darauf beruhenden Gefühle zu sprechen!

Theatertill, Berichte über Gewalt, bundesweit schon mehr als 1500 Aufführungen http://theatertill.de/

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